Viel Wind um Öko-Energie

 

Erneuerbare Energien sind auf dem Vormarsch. (dpa)

Münster - David gegen Goliath. Wenn Thomas Siepelmeyer, Geschäftsführer der Firma Davertwind aus Hiltrup, heute vor dem Verwaltungsgericht gegen die Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen (IHK) antritt, mag er sich vielleicht so vorkommen. Siepelmeyer (53) verlangt, dass die IHK ihre Dachorganisation verlässt, den Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Alle 80 IHKs im Lande gehören dieser Spitzenorganisation an. Der DIKH, moniert der Planer in Sachen regenerative Energie, verfolge eine Politik, „die den auf dem Gebiet der Umweltenergie tätigen Unternehmen die Geschäftsgrundlage entziehen würde“. Der Hiltruper plant seit den 90er Jahren Windanlagen. Derzeit arbeitet er mit einem Firmenverbund in Südafrika, Argentinien und auf den Seychellen. „Wir verkaufen Wissen“, sagt er, „überall ist die Nachfrage nach alternativen Energien groß, zumal man für vermiedenes CO² einen Ausgleich bekommen kann.“ Doch der DIHK äußere sich allgemeinpolitisch „gegen die Erhöhung der Marktanteile erneuerbarer Energien, gegen die Umsetzung des Kyoto-Protokolls und für den Einsatz der Atomenergie“. Aktuell zur Europawahl nehme der Dachverband kritisch Stellung zu parteipolitischen Positionen. Die IHK als öffentlich-rechtliche Zwangskörperschaft dürfe aber nur Vereinen angehören, die sich nicht allgemeinpolitisch betätigen, meint Siepelmeyer.

 

Dr. Jochen Grütters, Geschäftsführer Recht der IHK Nord Westfalen, weiß auch um das gesetzlich verankerte Neutralitätsgebot der Kammer. Aber ein Verband, der die Interessen der gewerblichen Wirtschaft vertrete, nehme noch lange kein allgemeinpolitisches Mandat wahr. IHK und DIHK hätten, so Grütters, „das Gesamtinteresse der Wirtschaft zu vertreten“. Das schließe nicht aus, dass einzelne Mitglieder nicht immer mit den Stellungnahmen einverstanden seien. Auch bei der Abwrackprämie habe es kontroverse Meinungen in der Wirtschaft gegeben.

 

Siepelmeyers Anwalt Wilhelm Achelpöhler fragt sich, wie weit das Gericht den Aufgabenkreis der IHK ziehen werde. Zieht es ihn weit, wären auch politische Aufrufe zur Europawahl gedeckt. Ähnliche Verfahren habe es bereits gegen Ärztekammern gegeben, die Mitglied im Bundesverband freier Berufe sind. Da der Verband sich auch Themen wie der Unterstützung Tibets widmete, verlangten in diesen Verfahren die Kläger ebenfalls den Austritt.

VON GÜNTER BENNING, MÜNSTER

Westfälische Nachrichten Münster, 19.05.2

 

Hier geht es nicht um die schnelle Mark

 

-bme- Reckenfeld.

 

Nein, so schnell lässt sich Thomas Siepelmeyer nicht den Wind aus den Segeln oder besser aus den Rotorflügeln nehmen. Der Reckenfelder Diplom-Geologe hat gerade erst wieder ein neues Windkraft-Projekt auf den Seychellen aus der Wiege gehoben, und das trotz der veränderten Steuerrichtlinien aus Berlin. Die neue Bundesregierung hatte jüngst erst angekündigt, die steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten für bestimmte Anlagefonds - neben Immobilien und Film gehören eben auch Energiefonds dazu - stark einzuschränken. Als eine gewisse Erschwerung bezeichnet Siepelmeyer das bei der Suche nach Investoren. Wirklich dramatisch sei das Ganze aber sicher nicht. "Bei unseren eher kleinen Projekten sind die meisten Anleger ohnehin eher Normalverdiener, die von den Abschreibungsmöglichkeiten nicht derart profitiert haben", begründet er seine Gelassenheit. Außerdem wird in der Öffentlichkeit immer wieder vergessen, dass die alte Regelung lediglich eine Steuerstundung ermöglichte. Spätestens, wenn die Anlage anfängt, Gewinn abzuwerfen, hält der Fiskus dann doch die Hand auf.

Nein, im Endeffekt sei die Rücknahme der Sonderregelung für Energiefonds sogar etwas Positives, resümiert er im Gespräch mit den WN. "Das nimmt die Hektik aus dem Geschäft. Bei unseren Projekten ging es schon immer mehr um den ökologischen Sinn als um die schnelle Mark." Im aktuellen Fall hat eine Urlaubsreise den Geologen eher zufällig auf die Idee gebracht. Auf den Seychellen wird zurzeit der gesamte Strombedarf mit Dieselkraftwerken abgedeckt mit den entsprechend hohen Kosten. Dabei sind die Verantwortlichen dort an einer regenerativen Energiegewinnung sehr interessiert. Schließlich ist gerade der sanfte, naturnahe Tourismus die größte Einnahmequelle der Inseln, erläutert Siepelmeyer die Hintergründe.

Er plant jetzt mit seinem Unternehmen Davertwind GmbH in einem ersten Schritt vier kleinere gebrauchte Windkraftanlagen auf den Inseln zu installieren. Eine Vorgehensweise, die inzwischen zum gängigen Geschäft gehöre. Die Windenergie ist mittlerweile ein weltweit boomendes Geschäft. Und die führenden Hersteller sitzen vor allem in Deutschland, Dänemark und Spanien. Das Problem sei nur, dass der Absatz in Deutschland selbst immer mehr abnehme, weil es einfach keinen Platz für weitere Windparks gebe. Stattdessen geht der Trend dahin, die alten kleineren Anlagen durch moderne, größere und leistungsstärkere zu ersetzen. Da die stillgelegten alten Anlagen aber oftmals technisch noch einwandfrei seien, würden diese vermehrt ins Ausland verkauft.

 

Freitag, 25. November 2005 | Quelle: Westfälische Nachrichten (Greven)

 



Schulstunde am Karabinerhaken



 

 

 

Begeistert waren Fabian Pellmann (l.) und Lukas Nacke von der Technik in der Windkraft-Kanzel. Windmüller Thomas Siepelmeyer erklärte den Cani-Schülern die Anlage.

 

 

-west- Lüdinghausen.

Unterricht einmal anders. Der Klassenraum war eng, stickig und befand sich in Schwindel erregender Höhe. Lukas Nacke und Fabian Pellmann aus der Klasse 7b des Gymnasiums Canisianum hatten am Donnerstagabend die wohl einmalige Chance, praktischen Unterricht vor Ort zu erleben in der Kanzel eines Windkraftrades. Die beiden Mitglieder des Sunny-Cani-Teams lernten die Technik einer Windkraftanlage kennen, die im September vergangenen Jahres in Amelsbüren errichtet worden ist.

Die Kletterei war der Hammer, waren sich die beiden Schüler nach der Tour einig. Zwar war die Technik in der Kanzel schon beeindruckend, aber sich 74 Meter hoch an einer senkrecht stehenden Aluminiumleiter zu hangeln, hatte schon den Hauch eines Abenteuers. Dass es beim Hauch blieb, dafür sorgte Thomas Siepelmeyer, Verwalter der beiden Zwillings-Windkraftanlagen am Rande der Davert. Ohne ihn darf nämlich kein Besucher den Weg hinauf in die Kanzel antreten. Der Windmüller instruiert die Besucher nicht nur vor der Klettertour, er hilft auch beim Anlegen der Gurte, mit denen sich der Alpinist in das Sicherungssystem einklinkt. Und dann geht es nur noch aufwärts: 20 Minuten dauerte für die Schüler der Aufstieg, runter ging es in 15 Minuten. Das geht ganz schön in die Arme, waren sich die beiden Klettermaxe nach ihrer Tour einig.

14 Euro kostete den Betreibern der Besuch der Gäste im Elektrizitätswerk. Während des Besuches in der Kanzel wird das Kraftwerk natürlich aus dem Wind gedreht die Rotorblätter stehen still und produzieren in dieser Zeit natürlich auch keine Energie. Lediglich die Stellmotoren, die immer wieder dafür sorgen, dass die Rotornabe optimal im Wind steht, treten immer wieder in Aktion. Ansonsten hören die Besucher höchstens den Wind pfeifen. Die Kanzel selber ist voll gepropft mit Technik. Dominiert wird der Maschinenraum vom Getriebe und dem Generator. Die drei 26 Meter langen Rotorblätter sitzen auf einer Welle, die über ein Getriebe den Generator antreiben. Hier wird der Strom produziert. Im Sommer ist es hier bis zu 70 Grad warm, erläutert Siepelmeyer den beiden Schülern, die auch in der eigentlich sicheren Kanzel stets mit einem Karabinerhaken gesichert sind. Die Hitze resultiert weniger aus der Sonneneinstrahlung als vielmehr aus der Abstrahlung der Turbine, die eine Nennleistung von 850 kW hat, aber auf maximal 650 kW gedrosselt ist - eine Auflage der Stadtwerke Münster, in deren Netz der Strom eingespeist wird. Außer Technik hat die Kanzel nicht viel zu bieten. Es besteht lediglich noch die Möglichkeit, durch eine Klappe auf der dem Rotor gegenüberliegenden Seite einen Blick nach draußen zu werfen. Hier ist eine kleine Winde installiert, um bei Reparaturen Material nach oben ziehen zu können. Der Blick nach der Kletterpartie durch die eintönige Stahlröhre macht optisch deutlich, wie hoch 74 Meter sind.

Die Schaltzentrale der Anlage befindet sich im Fuß des eisernen Turmes. Ein Computer registriert sämtliche Daten und Werte rund um den Betrieb der Anlage. So ist beispielsweise ablesbar, dass die Generatoren der zwei nebeneinander liegenden Windkraftanlagen 1300000 kW/h produziert haben und im gleichen Zeitraum 5000 kW/h aus dem Netz gezogen haben. Diese Energie wird beispielsweise für das Anfahren benötigt. Thomas Siepelmeyer verschweigt den Schülern, die sich in ihrer Arbeitsgemeinschaft derzeit mit einem Vergleich zwischen Windkraft- und Solaranlagen befassen, nicht, dass die Windräder noch an Kinderkrankheiten leiden. Die Elektronik macht den Betreibern Kopfzerbrechen, beispielsweise die Windmessung per Ultraschall.

 

Samstag, 14. Mai 2005 | Quelle: Westfälische Nachrichten (Lüdinghausen)

Wenn aus Träumen Wirklichkeit wird...

 

-bme- Reckenfeld.

 

Seit Freitag speisen die zwei neuen Windräder in Münster-Amelsbüren ihren Strom in das Netz der Münsterischen Stadtwerke. Was das mit Reckenfeld zu tun hat? Eine berechtigte Frage. Doch die Antwort liegt auf der Hand: Projektplaner und spätere Betreiber der Windkraftanlage ist der Reckenfelder Diplom-Geologe Thomas Siepelmeyer. Er hat es sich zum Ziel gesetzt. Marktwirtschaft, Umweltschutz und Entwicklungshilfe unter einen Hut zu bekommen. Und das funktioniert tatsächlich, ist er überzeugt, auch wenn es manchmal ganz schön anstrengend ist.

Seit Jahren ist der 47-Jährige schon in Sachen fair gehandelter Edelsteine und Gold weltweit ein gefragter Fachmann. Und darum sind die beiden Windräder in Amelsbüren auch nicht einfach nur Windräder. Das eine sorgt quasi mit jeder Umdrehung dafür, dass in Afghanistan in so mancher Hütte nachts ein Licht brennen kann ( die WN berichteten), das andere ist ein offiziell vom Bundesbildungsministerium unterstütztes Schulprojekt.

Im ersten Fall unterstützen die von Siepelmeyer gefundenen Investoren mit insgesamt 40000 Euro eine Fabrik für solarbetriebene Lampen in Kabul. Dadurch reduziert sich ihre Rendite pro Jahr um zirka ein Prozent, so Siepelmeyer. Dafür wüssten die Geldgeber aber auch, dass sich ihr Geld nicht nur vermehrt, sondern auch dabei sinnvoll eingesetzt wird.

Weitere Windkraftanlagen unter anderem auch in Greven würde Siepelmeyer gerne bauen, natürlich wieder in Verbindung mit Projekten in der dritten Welt. Ein großer Traum des engagierten Reckenfelders ist zudem die Errichtung eines großen Windparks in Namibia. "Dafür wollen wir versuchen, 50 bis 60 ältere, kleinere Anlagen, die hier in Deutschland abgebaut werden, billig zu erwerben und nach Namibia zu transportieren." Ein großes Projekt, doch Thomas Siepelmeyer hat immer noch einen langen Atem.

Und das spricht sich mittlerweile auch international herum. "Ich habe jetzt eine Anfrage aus den USA nach meinen fair gehandelten Edelsteinen. Die wollen echte Hollywood-Stars als Werbepartner gewinnen. Das wäre doch mal was," freut er sich und schon piepst wieder sein Handy.

 

Samstag, 04. September 2004 | Quelle: Westfälische Nachrichten (Greven

 

Wie ein Windrad in Amelsbüren die Nacht in Afghanistan erhellt

-bme- Reckenfeld.

 

Was hat eine Windkraftanlage in Münster-Amelsbüren mit der Stromversorgung afghanischer Familien zu tun? Auf den ersten Blick nichts, aber bei näherem Hinschauen dann doch eine ganze Menge. Beides zusammengebracht hat Thomas Siepelmeyer aus Reckenfeld. Der Diplom-Geologe ist überall da tätig, wo sich wirtschaftliches Engagement mit Umweltschutz und Entwicklungshilfe vereinbaren lässt.

Mit fair gehandelten Edelsteinen und umweltverträglich gewonnenem Gold beschäftigt sich der 47-Jährige schon seit längerem. Steine sind schließlich mein Metier, erläutert er lächelnd. Und seit Jahren ist sein Büro für Umweltgeologie in Reckenfeld mit dabei, wenn es darum geht, geplante Windkraftanlagen auf geologisch einwandfreie Füße zu setzen. Doch bei der Planung allein will er es jetzt nicht mehr belassen. Mit der Gründung der Davertwind Verwaltungsgesellschaft hat er als Geschäftsführer nun alle Fäden in der Hand: Von der ersten Planung über den Bau bis hin zum Betrieb der Windkraftanlage.

Erstes Projekt werden zwei Windkraftanlagen in Münster-Amelsbüren sein. Die Baugenehmigung der Stadt Münster für das insgesamt 1,75 Millionen teure Vorhaben liegt vor. Noch für Herbst ist der Baubeginn geplant. Allerdings werden noch Investoren gesucht. Das Besondere dabei: In der Investitionssumme für eines der beiden Windräder ist ein Betrag von 40000 Euro für ein Projekt in Afghanistan enthalten. In diesem Projekt werden solarbetriebene Lampen produziert und zum Selbstkostenanteil an die afghanische Bevölkerung verkauft oder auch zu einem subventionierten Preis an Bedürftige abgegeben.

Die simple Anlage, die der alten Petroleumlampe ähnlich sieht, ermöglicht es den Familien, tagsüber Energie mit einer kleinen Solarfläche zu sammeln und abends dann mehrere Stunden elektrisches Licht zu haben und zusätzlich damit sogar ein kleines Radio zu betreiben. Außer in der Hauptstadt Kabul gibt es vor allem in den ländlichen Gebieten von Afghanistan keinerlei Stromversorgung für die Bevölkerung. Mit den simplen Lampen eröffnen sich viele Möglichkeiten, so der Geologe. Nicht nur in den Familien, auch in den Krankenstationen könne so nachts eine Versorgung mit Licht ermöglich werden.

Man kann auch anders Geld verdienen, so formuliert Thomas Siepelmeyer seine Geschäfts-Philosophie. Durch diese Einlage für das Afghanistan-Projekt vermindert sich die Rendite der Investoren vielleicht um ein halbes Prozent. Dafür wissen sie aber, dass dieses Geld sinnvoll verwendet wird und anderen Menschen hilft. Eine Art der Entwicklungshilfe, von der alle Seiten profitierten: Schonung der Umwelt dank regenerativer Energie, praktische Hilfe für die Menschen im vom Krieg verwüsteten Afghanistan und eine ordentliche Rendite für die Geldgeber. Mit dieser Strategie kann man sicher nicht alle Probleme dieser Welt lösen, weiß Siepelmeyer, aber es ist zumindest ein Schritt in die richtige Richtung.

 

Donnerstag, 11. September 2003 | Quelle: Westfälische Nachrichten (Greven)